Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange by Kathleen Bryan

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange by Kathleen Bryan

Autor:Kathleen Bryan [Bryan Kathleen]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-12-08T05:00:00+00:00


Kapitel 19

Es hatte keinen Sinn, zu schmollen oder vor Zorn Wände zu zerschmettern. Averil zog sich in ihre Gemächer im Palast zurück, versperrte die Tür, riss Fenster und Läden auf und ließ die kalte, feuchte Luft hereinwehen. Es half ihr beim Nachdenken. Gereints Weigerung verletzte sie mehr als sie zugeben mochte, obwohl sie nicht so weit ging, sie als Verrat zu bezeichnen. Er leistete nur seinem Großmeister Gehorsam.

Sie hielt inne. So einfach war es nicht. Er glaubte, was alle anderen seines Ordens wie eine Doktrin rezitierten. Er widersetzte sich ihr aus eigenem Herzen, nicht nur weil seine Oberen es von ihm verlangten.

Sie waren noch nie zuvor zerstritten gewesen. Es hatte Uneinigkeiten gegeben, ja, aber am Ende waren sie immer auf dieselbe Weise beigelegt worden — auf ihre Weise. Gereint hatte einen eigenen Kopf bekommen. Und das gefiel ihr überhaupt nicht.

Also schön, dachte sie, während sie in ihrem Zimmer auf und ab ging. Sie war allein. Sie hatte alle Verbündeten und alle, die möglicherweise ihre Verbündeten sein konnten, in Lys zurückgelassen, wo sie Schachfigur oder Marionette sein mochte, aber sie war ebenso gut Herzogin und möglicherweise eines Tages Königin. Hier war sie ein Niemand; sie hatte keinen Rang, keinen Palast, kein Vermögen, sondern konnte nichts weiter tun, als auf die Großzügigkeit der Königin zu hoffen. Niemand würde ihr auf dieser Seite des Meeres helfen.

Das Netz der Ritter war sicher in ihrem Inneren verankert, doch es würde ihrem Willen nicht nachgeben. Die Ritter hatten zugestimmt: Prydain war ihr Schlachtfeld, und die Insel musste sich allein durchschlagen.

Sie erhoben keine Einwände, als sie durch den Seherspiegel in Erfahrung bringen wollte, was auf der Insel vor sich ging — kein Wunder. Es gab nämlich nichts zu sehen. Die Wände aus Luft waren errichtet und gesichert. Stürme umbrausten sie, trieben Schiffe in die Irre und zerstörten sie sogar, was sie zu ihrem Leidwesen erfahren hatte.

Nichts, was sie tat oder versuchte, konnte diese Mauern durchdringen. Sie erhoben sich vor ihrem geistigen Auge wie eine Kuppel aus Glas, an den Rändern durchscheinend genug, um einen aufragenden Berg und die Schaumkronen der Wellen zu erahnen, aber dort, wo sich das Tal der Priesterinnen und der Hafen befinden mussten, war nichts als verschwommenes Dunkel. Es war ein verlassenes Eiland aus steilen schwarzen Felsen mit einem See in der Mitte.

Die Magie der Priesterinnen konnte sie nirgends ausmachen. Sie war gründlich und vollkommen abgeschirmt. Wie laut sie auch danach rief und wie weit sie sich auch vorwagte, sie erhielt nur Stille als Antwort.

Mit Gereints Hilfe hätte sie es vielleicht geschafft. Aber auch er war von ihr abgeschottet. Sein tiefstes Inneres war noch da, reglos wie ein Stein, schwer und undurchdringlich.

Der König würde die Kuppel aus makellosem Glas zerstören, seine Schlangenmagie würde darunter hindurchgleiten und sie zerbrechen wie eine Eierschale. Und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte. Sie konnte nicht einmal die Priesterinnen warnen.

»Comtesse?«

Averil raffte ihre gesamte Disziplin zusammen, um ihren Zorn zu unterdrücken und die Hofdame zu begrüßen, die sich vor ihr verbeugte. Es war schwer; sie hatte ein merkwürdiges Gefühl, als würde etwas sie daran hindern, sich zu zügeln.



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